Historie Tegeler Schützen-Verein e.V.
Nach Streitigkeiten innerhalb der „Tegeler Schützengilde 1903“ beschlossen die Kameraden Hoffmann, Klabe, Schmidt, Mathäus, Gabriel, Rosenberg, Gehrke, Marx und Hamuseck eine neue Schützenvereinigung zu gründen. Am 08.12.1905 traf man sich dazu im Restaurant des Kameraden Hamuseck, um über einen Namen der neuen Vereinigung zu diskutieren. Man einigte sich schließlich, das die neue Vereinigung den Namen „Tegeler Schützen-Verein“ tragen sollte.
Gleichzeitig wurde beschlossen, dass das Königschießen eine Woche nach Pfingsten und das Stiftungsschießen am Gründungstag bzw. den darauf folgenden Samstag durchzuführen ist. Die Proklamation des Vogelkönigs sollte im September/Oktober statt finden.
Da kein eigener Schießstand zur Verfügung stand, wurden Verbindungen mit der „Gilde der Hauptstadt Berlin Korp.von 1433“ in Schönholz aufgenommen, um dort den Schießbetrieb durchführen zu können. Mit dem Feuerstutzen Kal. 8,65x64R wurde aufgelegt auf 100m und 175m geschossen. Die Kugeln goss man selbst und auch die Patronen wurden selbst munitioniert. Zu jedem Schießen wurde das Schützensilber aufgelegt.
Beim Königschießen trafen sich Abordnungen befreundeter Vereine aus Tegel und der Umgebung, um beim Schützenumzug dabei zu sein. Dieser führte vom Vereinslokal durch Tegel zum S-Bahnhof. Mit der S-Bahn fuhr man dann zum Schießplatz in Schönholz und schoss dort das Königshaus aus. Abends traf man sich dann im Vereinslokal, um beim Schützenball die Königsproklamation zu feiern.
Im Jahre 1906 wurde von Prinz Oscar von Preußen die Königskette gestiftet.
Am 08.06.1911 wurde die erste Vereinsfahne eingeweiht. Sie trägt auf der einen Seite das Tegeler Dorfwappen und den Tell auf der anderen.
Während des 1. Weltkrieges musste der Schießbetrieb teilweise eingestellt werden und konnte erst 1919 wieder in vollem Umfang aufgenommen werden.
Im Herbst 1921 beschloss der Vorstand, eine Jungschützen-Abteilung zu gründen, da immer mehr Jugendliche aus Tegel das sportliche Schießen üben wollten.
Im Frühjahr 1922 wurde die Gründung einer Jungschützenabteilung durch Prinz Oscar von Preußen und Kripooberrat Marek genehmigt, diese ist somit die erste Jungschützenabteilung in Deutschland!
In den Jahren 1925/26 wurde unter Musikmeister Schröder, der auch Mitglied des Vereins ist, ein Spielmannszug gebildet. Er bestand aus 4 Flöten und 4 Trommlern. Zu den Mitgliedern des Tegeler Schützen-Verein zählen nicht nur Geschäftsleute, Handwerkermeister, Gastronome und Kleingewerbetreibende, sondern auch Herr von Treskow, der Amtsvorsteher Brunow und der Industrielle Ernst von Borsig.
Von 1939 bis 1943 ging der Schießbetrieb unter erschwerten Bedingungen weiter. Das vorerst letzte Königschießen war im Jahre 1943. König wird der Malermeister Drößler.
Königskette, Vereinsgewehre und ein Teil der Schützenscheiben konnten durch den Schlossermeister Kolander gerettet werden und kamen so nicht in den Besitz der Allierten. Nur die Jungschützenkette ging durch Kriegseinwirken verloren. Ein Teil der Schützenscheiben verbrannten im Vereinslokal „Tusculum“. Erst 1954 durften in Berlin wieder Vereine ins Leben gerufen werden.
Am 11.03.1954 wurde der Tegeler Schützen-Verein, vertreten durch den 1.Vorsitzenden Weißert, bei den Allierten vorstellig, um die Wiedergründung des Vereins zu beantragen. Genehmigt wurde das Schießen mit dem Luftgewehr, Großkaliber und KK blieben weiterhin verboten. Auf der Veranda des Restaurants „Tusculum“ wurden acht 10m Stände aufgebaut, auf denen das Training und die Wettkämpfe durchgeführt wurden.
Da 1959 das bombengeschädigte „Tusculum“ abgerissen wurde, musste man sich nach einem Übungsgelände umsehen. Für einige Zeit konnte man als Gastverein bei der „Tegeler Gilde 1903“ die 10m Stände im Garten des Restaurants „Der alte Fritz“ mitbenutzen, fand dann aber ein neues Domizil im Restaurant „Rotkäppchen“ in Heiligensee.
Hier konnte 1960/61 erstmals ein eigener Schießstand errichtet werden. 12 Schießbahnen mit anschließendem kleinem Aufenthaltsraum wurden von Tegeler Firmen und den Mitgliedern errichtet. Die Einweihung erfolgte im Herbst 1961.
Als 1961 die westlichen Allierten den Erwerb von KK-Waffen bedingt zuließen und die Mitgliederzahl weiter anstieg, stand dem Kauf von 3 Vereinsgewehren nichts mehr im Wege. Die Waffen und die Munition lagerten beim 1.Vorsitzenden H. Reimer und wurden in unregelmäßigen Abständen überprüft. Geschossen wurde, mit Genehmigung der französischen Allierten, auf den ehemaligen Luftschiffer-Schießständen in der Jungfernheide, dem heutigen Flugplatz Tegel.
Fast 20 Jahre war das „Rotkäppchen“ die Heimat des Tegeler Schützen-Vereins, bis 1978 wegen Abriss, die Schießanlage aufgegeben werden musste. Provisorische Schießstände auf dem Feuerwehrübungsgelände in der Straße Am Dachsbau und im Keller des Hauses vom 1.Vorsitzenden H. Reimer, sowie das Mitbenutzen der Schießanlage der „Schützengilde Tegel Süd“ waren eine Übergangslösung bis zum Bau eines eigenen Vereinsheimes.
Im Jahre 1981 pachtete man vom Bezirksamt Reinickendorf im Uranusweg eine ca 500m² große Fläche, auf der das neue Vereinsheim mit Schießstand gebaut werden sollte.
Als 1982 die Baugenehmigung vorlag und Kredite für die Baukosten in Höhe von 175.000 DM bewilligt waren, konnten die Arbeiten, für die inzwischen 30 Mitglieder, am 10.08.1983 mit der Grundsteinlegung beginnen. Nachdem die Fundamente und mehrere Wasser- und Abwasserschächte ausgehoben waren, errichtete eine Baufirma den Rohbau des Vereinsheimes und die Ummauerung des Schießstandes.
Während der 1.Vorsitzende H. Reimer Material heranschaffte, waren die Kameraden Albowski, Braun, Kreckow und Lange als Fachleute mit vielen fleißigen Helfern unermüdlich im Einsatz.
Am 08.12.1984 ist das Werk vollbracht. Nach 79 Jahren hat der Tegeler Schützen-Verein sein eigenes Schützenhaus und Schießanlage mit 13 Schießbahnen für 10m und 15m.
Am 08.12.2005 feierte der Tegeler Schützen-Verein e.V. sein 100-jähriges Bestehen.
Nach 34 Jahren an unserem Standort am Uranusweg wurde zum 31.12.2018 der Entschluss gefasst, als Verein an einen anderen Standort zu ziehen. Ein Schritt, der selbstverständlich nicht leicht gefallen ist, jedoch nötig wurde, um den Verein für die Zukunft gut aufzustellen. Unsicherheiten um den Standort in der Nachnutzung des Flughafen Tegel und die sinkenden Mitgliederzahlen haben dann die Entscheidung reifen lassen, zu unseren Nachbarn von der Schützengilde Tegel-Süd e.V. zu ziehen.
Am 19. September 2019 wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig die Verschmelzung des Tegeler Schützen-Verein e.V. durch Fusion mit der Schützengilde Tegel-Süd 1955 e.V. beschlossen.
In seinem 114. Jahr wird der Tegeler Schützen-Verein e.V. also, nachdem alle Formalitäten durch den Notar erledigt sind und wir aus dem Vereinsregister gestrichen sind, aufhören zu existieren. Jetzt heißt es, die Kräfte zu bündeln, zusammen stark zu sein und den Verein zukunftsfähig zu gestalten.